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  • AutorenbildDominique Pipal

Wütende Frauen sind nicht hysterisch und weinende Männer keine Mädchen!

Zum gesunden Umgang mit Gefühlen


Gefühle fragen nicht, ob wir gerade Zeit für sie haben oder welcher sozialen Gruppe wir angehören. Sie sind evolutionär uralte Reaktionen auf unterschiedliche Lebenssituationen. Wenn wir etwas oder jemanden verlieren, rührt sich Trauer, wenn jemand unsere Grenzen überschreitet sind wir verärgert und wenn uns jemand beglückwünscht, empfinden wir Freude, geschieht dies unangekündigt, sind wir vielleicht überrascht.

In dieser Weise verhält sich das mit allen sogenannten Grundgefühlen. Dazu gehören - je nach wissenschaftlichem Konzept etwas variierend - Freude, Wut, Angst, Ekel, Trauer, Überraschung und Neugier.


Nun ist es oft so, dass einerseits (auch in der Psychologie) Gefühle in negative und positive Affekte kategorisiert werden. Was im Alltag für viele Menschen in unserer westlichen Gesellschaft zur Folge hat, dass die positiven eher willkommen sind und gelebt und die negativen wenn möglichst vermieden werden.

Als ich vor vielen Jahren einmal die Gelegenheit hatte, einen peruanischen Schamanen zu fragen, wie sein (indigenes) Volk mit negativen Gefühlen umgeht, hat er mir Sinngemäß etwa Folgendes geantwortet: Es wisse gar nicht so genau, was ich mit negativen Gefühlen meine. Allerdings sei es bei ihnen so, dass sie zwischen gelebten und nicht gelebten Emotionen unterscheiden. Letzteres ziehen die Menschen immer wie einen schweren Sack mit sich herum.

Außerdem gibt es noch immer eine meist unausgesprochene geschlechtsspezifische Zuschreibung, die überspitzt so lauten könnte: Männer und Burschen, die Angst oder Trauer zeigen, sind keine richtigen Männer. Wütende Frauen sind nicht ernst zu nehmen und hysterisch. Umgekehrt wird Mädchen und Frauen Angst und Trauer eher zugestanden. Sie seien dann beschützenswert. Männer dürfen wütend sein - solange sie nicht schlagen. Dies wird dann oft als Stärke interpretiert.


Dabei wollen Gefühle gelebt werden. Gelingt uns Menschen das nicht, werden wir sogar krank. Die Diagnosen können dann vom Magengeschwür bis hin zu diversen psychischen Störungen reichen.


Gelingt es allerdings, unsere emotionalen Bedürfnisse zu leben, indem wir uns von all zu engen sozialen Zuschreibungen befreien, werden wir ausgeglichener sein und uns lebendiger fühlen. Wir werden die kreative und klärende Kraft von Ärger und die heilende von Trauer wieder kennen lernen. Denn als Kinder konnten wir das, wenn natürlich damals zunächst noch unkontrolliert.


Es ist mittlerweile schon gut erforscht, dass der gesunde Umgang mit Gefühlen einer der wichtigsten Faktoren für die Resilienz ist. Resiliente Menschen sind widerstandsfähiger in Krisensituationen, treffen leichter klare Entscheidungen und können besser auf ihre Ressourcen zugreifen.

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